Tim Treis von der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen e.V. (VÖL) spricht in der Sendung “Alle Wetter” über die Relevanz der plastik- und fremdstofffreien Sammlung von Bioabfällen
In dem 5-minütigen Interview bei “alle Wetter”, einer Sendung des hessischen Rundfunks, sprach Tim Treis, Geschäftsführer der VÖL Hessen und Mitglied der Koordinierungsstelle des NÖK – Netzwerk Ökolandbau und Kompost Hessen, über die Bedeutung von Kompost für den ökologischen Landbau sowie über sauber gesammelten Bioabfall – ohne Plastik und ohne andere Fremdstoffe, die wir nicht auf unseren wertvollen Ackerböden wiederfinden wollen. Das Interview finden Sie hier – ab Minute 7.35 bis Minute 12.35:

Hier die wichtigsten Punkte des Beitrags zusammengefasst:
- Komposte sind für den gesamten Pflanzenbau dringend notwendig – sie sind eine unentbehrliche Sekundärressource insbesondere für den Ökolandbau und die Erdenwirtschaft zwecks Torfersatz.
- Wir benötigennach aktuellen wissenschaftlichen Studien in rund 10 Jahren bundesweit ca. 10 Mio. t p.a. an Biogut- und Grüngutkomposten für alle Bereiche des Pflanzenbaus, d.h. mehr als das Doppelte als bisher.
- Wir erfassen bisher aber leider noch viel zu wenig Rohmaterial für die Vergärung und Kompostierung, sprich Biogut und andere Bioabfälle sowie Grüngut, um dieses Mengenziel bei den Komposten zu erreichen. Genauer gesagt:eigentlich nur die Hälfte des vorhandenen Potentials. Da ist also noch viel Luft nach oben, was für die Umsetzung neben dem politischen Willen aber auch voraussetzt, dass die zuständigen Gebietskörperschaften (örE) mitziehen und weiterhin, dass gerade bei der Grünschnittkompostierung nicht zu viele bürokratische Hürden die Motivation der Kommunen zur getrennten Sammlung ausbremsen.
- Wir brauchen die Komposte in bester Qualität. Die bisherigen sehr guten Aktivitäten aus unterschiedlichen Bereichen, die zu großen Fortschritten bei der Getrenntsammlung, der Sortenreinheit der Bioabfälle und damit der Kompostqualität in den letzten 10 Jahren geführt haben, müssen unbedingt fortgesetzt und die Getrenntsammlung sowie damit die Kompostqualitäten weiter optimiert werden. Plastik hat in der Biotonne nichts zu suchen!
- Die Komposte können wesentlich dazu beitragen, Nährstoffkreisläufe zu schließen. Sie reduzieren damit Energieeinsatz und CO2-Freisetzung für die Produktion synthetischer Dünger und sie machen uns außerdem unabhängiger von Düngerimporten.
- Die Komposte können in hohem Maße dazu beitragen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar weiter anzuheben sowie die Böden fit gegen extreme Klimaeinflüsse zu machen (Reproduktion/Anhebung der Humusgehalte, Unterstützung aller relevanten physikalischen und biologischen Bodenfunktionen, wie erhöhtes Wasserspeichervermögen, verbesserte „Infiltrationsfähigkeit“ (d.h. das Wasser kommt da an, wo es hingehört, im Boden, und läuft nicht oberflächlich weg), geringere Erosionsneigung der Böden – als besonders relevante Beispiele für positive Wirkungen gegenüber Extremwettereinflüssen).
- Durch die sogenannte C-Sequestrierung und damit den Humusaufbau binden die Komposte ehemals von den Pflanzen aus der Luft entnommenes CO2 als Kohlenstoff mittel- bis langfristig in die Böden ein und tragen damit zum Klimaschutz bei (ca. die Hälfte des organischen Kohlenstoffs aus einer Kompostdüngung ist nach 10-15 Jahren noch im Boden nachweisbar).
Mit einem Satz: Biogut aus der grünen oder braunen Tonne, andere Bioabfälle von Märkten, Kleingewerbe etc. und Grünschnitt aus Gärten und Parkanlagen sind im eigentlichen Sinne kein „Abfall“, auch wenn wir sie nach wie vor so bezeichnen. Vielmehr handelt es sich um sogenannte Sekundärrohstoffe, die wir dringend benötigen, um Komposte, also Dünger und Bodenverbesserungsmittel sowie Komponenten für die Produktion gärtnerischer Erden im Hobby- und Profi-Gartenbau herzustellen. Das sieht auch der ökologische Landbau in Hessen so, der jüngst eine Presseerklärung mit der Überschrift „Ökolandbau in Hessen fordert mehr Komposte“ herausgegeben hat.
Und frei nach dem Motto: „Ein Bild sagt mehr als viele Worte“ abschließend noch ein kleiner Blick auf Biogut aus der Grünen Tonne und Bioabfälle in der Praxis. Das erste Foto zeigt, wie gesammelt werden kann und natürlich auch sollte. Auf dem zweiten Bild ist zu sehen, wie es nicht sein sollte, was aber leider vielfach immer noch Realität ist. Das können wir ändern, es liegt an uns allen.

So sollte sauber gesammelter Bioabfall bei Anlieferung auf den Kompostierungsanlagen aussehen! Vielen Dank an alle Verbraucherinnen und Verbraucher, die damit einen Beitrag zur Ressourceneffizienz und zum Klimaschutz in unserem Land leisten (Foto: Witzenhausen Institut).

Und das ist leider immer wieder die Realität…- solche hohen Verunreinigungsgrade in den Bioabfällen verursachen sehr hohe Kosten für die spätere Reinigung der Komposte und führen in extremen Fällen außerdem zu Einbußen bei der Kompostqualität (Foto: Witzenhausen Institut).