Ökolandbau fordert mehr Kompost

Die hessischen Ökolandbauverbände wollen die Nutzung hochwertiger, RAL- gütegesicherter Biogut- und Grüngutkomposte im Ökolandbau vorantreiben

Die Ökolandbau-Verbände Bioland, Naturland, Demeter, Gäa und Biokreis fordern mehr gütegesichtere Komposte zum Einsatz im Ökolandbau

Hochwertige Biogut- und Grüngutkomposte sind nicht nur hervorragende Dünger, die alle Makro- und Mikronährstoffe für die Pflanze enthalten. „Die Komposte verbessern vielmehr auch die wesentlichen Funktionen und die Fruchtbarkeit unserer Böden, also der Grundlagen unserer landwirtschaftlichen Produktion!“, wie Jonas Ehls, Bioland – Berater in Hessen, erläutert.  Neben der Stabilisierung bzw. Erhöhung des Humusgehaltes im Boden sind insbesondere die Verbesserung der Wasserführung und des Wasserspeichervermögens im Boden, die Verbesserung der Bodenstruktur, die Förderung der Bodenaktivität und des Bodenlebens sowie die damit einhergehende Minderung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall zu nennen.

Martin Trieschmann, Berater für Naturland in Hessen, fasst das so zusammen: „Insgesamt fördern Biogut- und Grüngutkomposte die Widerstandsfähigkeit unserer Böden gegen die Folgen des Klimawandels, was man Klimaresilienz nennt“. Zudem trägt der Komposteinsatz  zum Klimaschutz bei, da mit jeder Tonne Kompost ca. 260 kg CO2 im Boden gespeichert werden.

Bereits heute sind ca. drei Viertel der in Hessen erzeugten RAL-gütegesicherten Biogut- und Grüngutkomposte nach den Richtlinien von Bioland und Naturland für den Ökolandbau geeignet. Dies wurde in Zusammenarbeit mit der Regionalen Gütegemeinschaft Kompost Südwest (RGK Südwest) durch das Projekt NÖK Hessen festgestellt, das vom hessischen Umweltministerium seit 2022 gefördert wird [[i]], [[ii]]. Das o.g. Kompostpotenzial wird aber derzeit seitens des Ökolandbaus bei weitem nicht genutzt, nicht zuletzt, weil der Einsatz im Ökolandbau mit anderen Nutzungsformen im Wettbewerb steht. Insbesondere die Erdenwirtschaft, aber auch die konventionelle Landwirtschaft hat einen großen Bedarf an Komposten.

Vor diesem Hintergrund begrüßen die Ökolandbauverbände einerseits das Vorgehen vieler Kompostanlagen in Hessen, die geeigneten Komposte gezielter in den Ökolandbau zu vermarkten und andererseits v.a. die Initiativen aus der Kreislaufwirtschaft, die bisher noch ungenutzten, sehr großen Potenziale an Biogut- und Grüngut heben zu wollen. Gerade in der grauen Restmülltonne befinden sich noch ca. 40% Bioabfälle, die separat erfasst zu einem hochwertigen Kompost verarbeitet werden könnten.

Weitere Ziele und Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft finden sich beispielsweise in der Bio- und Grünabfallstrategie 2030 der Arbeitsgemeinschaft stoffspezifische Abfallbehandlung e. V. (ASA – [[iii]]). Auch die o.g. RGK Südwest unterstützt die zusätzliche Verwertung von bisher nicht erfasstem Biogut und Grüngut in Hessen sowie die kontinuierliche Qualitätsverbesserung der Komposte.

Alle Beteiligten sind sich einig: Mittel- bis langfristig sollen Öko-zertifizierte Biogut- und Grüngutkomposte ein zentraler Baustein einer nachhaltigen und ökologischen Landwirtschaft sein und damit auch das Bindeglied zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

27.02.2024

  • Jonas Ehls, Bioland Beratung
  • Martin Trieschmann, Beratung für Naturland
  • Andrea Schürgers, Demeter im Westen
  • Ulf Müller, GÄA Verband
  • Christian Amend, Biokreis Erzeugerring Mitte e.V.

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[i]    Treis, T.; Gottschall, R.; Richter, F.(2022):NÖK -Netzwerk Ökolandbau und Kompost Hessen – Erste Erfahrungen und aktueller Stand.
In: Kern. M., Raussen, T.: Steigende Wertschätzung für die Produkte der Bioabfallwirtschaft, Tagungsband Biomasseforum Hersfeld, S. 53-61; Verlag Witzenhausen-Institut, Witzenhausen.

[ii]    Richter, F.; Raussen, T.; Gottschall, R.; Treis, T. (2023): NÖK Hessen – Ein Modell für andere Bundesländer? Müll und Abfall, 5-23, 278-286

[iii]   https://www.asa-ev.de/fileadmin/Media/ASA-EV/Downloads/PDF/Stellungnahmen/ASA_Bio-_und_Gruenabfallstrategie_2030.pdf

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